Herr Steffen, die Hamburger Schulbehörde hat 2021 mit Unterstützung des Ganztagsreferats Free-Flow an Hamburger Schulen eingeführt. Was steht hinter dem Konzept?
01
„Gerade in Schulen in herausfordernder Lage ist das Mittagessen besonders wichtig, denn für viele Kinder ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag.“
Björn Steffen, Referent im Referat für Ganztag – Struktur und Prozessentwicklung der Hamburger Behörde für Schule, Familie und Berufsbildung
Wie profitieren die Kinder und Jugendlichen davon?
02
Steffen: Das Mittagessen an der Schule gewinnt für sie enorm an Qualität. Sie haben die Freiheit, sich ihr Menü genau nach ihrem Geschmack zusammenzustellen. Komponenten, die sie nicht mögen, landen so gar nicht erst auf dem Teller. Gleichzeitig sehen sie, dass sich Freundinnen und Freunde etwa am Salat bedienen, was sie vielleicht inspiriert, Neues und Gesundes auszuprobieren. Gerade in Schulen in herausfordernder Lage ist das Mittagessen besonders wichtig, denn für viele Kinder ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag.
Diese positive Erfahrung stärkt die Selbstbestimmung der Kinder. Indem wir sie entscheiden lassen, respektieren wir ihre Autonomie. Die Kinder und Jugendlichen erfahren dadurch eine Form der Wertschätzung – ihnen wird etwas zugetraut. Und so kommt das Essensangebot sehr gut an. Manche nennen es Mallorca-Buffet, da es sie an Urlaube erinnert.
Die Hamburger Schulbehörde setzt also ganz auf Free-Flow. Wie unterstützen Sie Schulen dabei, auf diese beliebte Buffet-Essensausgabe umzustellen?
03
Steffen: Für uns ist Free-Flow inzwischen tatsächlich bevorzugter Standard. Seit 2021 haben wir es in unseren Musterverträgen als präferiertes Ausgabesystem hinterlegt, somit wird es bei Neubauten immer mitgedacht. Gleichzeitig kommen immer mehr Schulen von sich aus auf uns zu, um auf Free-Flow umzusteigen. Das kostet natürlich auch etwas, es müssen neue Geräte angeschafft und die notwendigen Elektroarbeiten durchgeführt werden. Kostenfaktor: 20.000 bis 30.000 Euro.
Wir haben in Hamburg das Glück, dass dafür die entsprechenden Gelder bereitgestellt werden, weil es der Behörde und dem Senat wichtig ist, mit dem Umbau der Mensen zum Buffetsystem die Qualität der Schulverpflegung weiter zu erhöhen. Und damit die Kinder sich frei um die Buffettische bewegen können, werden nach Möglichkeit auch die Speiseräume umgestaltet. Die Schulen klären im Vorwege mit ihren Cateringdiensten, ob sie auf die Buffetform umstellen können, und passen die laufenden Verträge an. Mittlerweile nutzen mehr als 100 Schulen in Hamburg das Free-Flow-System, also etwa ein Viertel aller Schulen. Darunter viele Grundschulen und weiterführende Schulen in herausfordernder Lage.
Videomaterial

Björn Steffen ist im Referat für Ganztag – Struktur und Prozessentwicklung der Hamburger Behörde für Schule, Familie und Berufsbildung tätig und dort für den Bereich Schulverpflegung und Mittagscatering zuständig. Zuvor arbeitete er als Schulleiter und Lehrer an verschiedenen Hamburger Schulen.