Serie „Schule im Brennpunkt 2025“

„Viel zu weit weg von der Lebenswelt der Mädchen und Jungen“

Standardlehrwerke? Für die Dannewerkschule Schleswig lange nicht mehr die alleinige Option. Finn Hübner über smarte Lösungen für die heterogene Schülerschaft.

„Den klassischen Unterricht, der nur auf einem Lehrwerk aufbaut, gibt es an unserer Gemeinschafts­schule schon lange nicht mehr. Dafür sind unsere Klassen viel zu heterogen. Wir müssen Aufgaben stark diffe­renzieren, nahezu individualisieren, damit sie zu unseren Schülerinnen und Schülern passen. Für einige Hauptfächer gibt es inzwischen Materialien mit Auf­gaben in ver­schiedenen Schwierigkeits­niveaus. Aber vor allem für Nebenfächer sind immer noch Lehrwerke auf dem Markt, mit denen nur etwa fünf von 25 unserer Schülerinnen und Schüler arbeiten können. Oft passen die Aufgaben auch inhaltlich nicht. Im Übungs­heft für den mittleren Schul­abschluss in Deutsch geht es zum Beispiel um die Walz der Zimmer­leute. Das ist viel zu weit weg von der Lebenswelt der Mädchen und Jungen.

Seit knapp vier Jahren bündeln wir die Unterrichts­materialien und Arbeitsaufträge in einem Lern­managementsystem. Wir legen Mindest­standards fest und nutzen verschiedene Lehrwerke, die min­destens eine dreifache Diffe­ren­zierung haben müssen. Aber wir entwickeln auch selbst Material, vereinfachen Auf­gaben, geben zusätzliche An­gebote und kenn­zeichnen den Schwierigkeitsgrad mit verschiedenen Symbolen – so können alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrem Leistungsstand selbstständig passende Auf­gaben auswählen. Wir Lehrkräfte versuchen, die an­stehen­den Aufgaben in den Jahrgangs­teams mög­lichst gut untereinander aufzuteilen, und legen alle Ma­terialien für die jeweiligen Fach­schaften digital ab. Je länger wir das System auf diese Weise füttern, desto einfacher ist es und desto schneller lässt sich passendes Material erstellen. Anfangs war das sehr aufwendig, aber inzwischen lohnt es sich enorm.

Wir sehen, dass die Verlage sich bemühen, geeigne­tere Lehrwerke anzubieten. Aber es muss noch viel mehr passieren. Die Verlage könn­ten Themen für die neunten und zehnten Jahrgangsstufen etwa mit mög­lichen Berufen verknüpfen – so wären die Kon­texte nicht völlig beliebig. Uns als Schule würde es auch helfen, wenn die Fachleitungen, die das Material sichten und differen­zieren, um die fachlichen Anforderungen zu erreichen, Entlastungsstunden bekämen.“

Foto: © Finn Hübner
Finn Hübner ist Lehrer für Deutsch, Sport und Medienbildung an der Dannewerkschule Schleswig und seit 2021 stellvertretender Schul­leiter.

Umfrage „Schule im Brennpunkt 2025“

Mit welchen Herausforder­ungen haben Schulen, die in sozialen Brenn­punkten liegen, zu kämpfen, und was ist das Spezifische an ihnen? Antworten darauf liefert die Befragung „Schule im Brenn­punkt 2025“, die das Ziel hat, die Situation an Schulen im Brennpunkt sys­tematisch sowie länder- und schulstufe­n­übergreifend zu erfassen. Die Ergebnisse basieren auf den Ein­schätzungen von insgesamt 226 Schulleitungen aus Grund­schulen und weiter­führenden Schulen in vier deutschen Bundesländern. Durchgeführt wurde die Befragung vom impaktlab, der wissenschaft­lichen Einheit der Wübben Stiftung Bildung.

In der Serie „Schule im Brenn­punkt 2025” geben fünf Schul­leitungen ihre Ein­schätzungen zu den folgenden zentralen Bereichen der Umfrage: Lernvoraus­setzungen, Arbeitsbelastung, Lehrpläne und Lehrwerke,  Eltern­arbeit und Startchancen-Programm.

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