Bürokratie

„Wir würden uns sehr wünschen, das Chancenbudget flexibler einsetzen zu können“

Dank des Startchancen-Programms stehen der Rosa-Parks-Schule in Herten Fördergelder zu. Doch die Bürokratie hemmt deren flexible Nutzung.

„Als Startchancen-Schule haben wir ein Chancenbudget in Höhe von knapp 60.000 Euro für das Schuljahr 2024/2025 erhalten. Das hilft uns sehr, denn unser Förderverein ist finanziell nicht gut ausgestattet. Viele unserer Schülerinnen und Schüler kommen aus Fa­milien, die nicht viel Geld haben. Das Chancen­budget wollen wir in erster Linie dafür nutzen, um den Schüler­innen und Schülern Projekte und Maß­nahmen anzu­bieten, die sie im sozial-emotionalen Bereich unter­stützen und ihnen die Mög­lichkeit einer erweiterten kulturellen Teilhabe ermöglichen.

Zur Steigerung der sozial-emotio­nalen Stabilität unserer Schüler­innen und Schüler haben wir Bildungspartner gewinnen können, die regel­mäßige und damit nachhal­tige Trainings mit den Schülerinnen und Schülern durchführen. Zudem wollen wir unser Kulturprogramm ausbauen und Angebote wahr­nehmen können, die sonst den finanziellen Rahmen unseres Fördervereins und auch der Familien überschreiten würden. Ein schönes Projekt wäre auch, dass unsere Schülerinnen und Schüler ver­schiedene Bereiche und Räum­lichkeiten der Schule nach ihren Ideen umgestalten. Wir haben also viele Pläne und nun auch das Budget dafür – allerdings werden wir in der Umsetzung durch jede Menge Büro­kratie ausgebremst.

Bei Ausgaben in Höhe von mehr als 10.000 Euro müssen wir zum Beispiel die Aufträge öffentlich ausschrei­ben. Dabei sind wir angehalten, mög­lichst das jeweils günstigste An­gebot zu wählen. Das ist aber nicht immer zwangsweise das beste. Wir würden vor allem gerne mit externen Partnern aus der Stadt Herten arbeiten, um regionale Koopera­tionen zu stärken. Das hat in der Vergangenheit schon richtig gut geklappt. Wir wissen oft also ziemlich genau, wen wir gerne beauftragen würden, müssen aber dennoch die große Runde drehen. Leider bedeuten Aus­schreibungs­verfahren einen immensen büro­kratischen Aufwand. Durch den Zeit­verlust verzögert sich die Um­setzung unserer ambitionierten Pläne.

Ziel des Startchancen-Programms ist, die Zahl der Kinder, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht erreichen, zu reduzieren. Das Chancenbudget soll den Schulen eigentlich die Freiheit geben, Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsent­wicklung schul­spezifisch im Rahmen dieser Ziel­setzung zu flankieren. Der büro­kratische Aufwand, die aus­führlichen Projektbeschreibungen, die Ab­stimmung mit Schulträger und Bezirksregierung sowie die Aus­schreibungs- und Geneh­migungs­verfahren sind allerdings viel zu langwierig und zeitaufwendig. So ist unsere Anfangseuphorie über die Fördergelder durch das Start­chancen-Programm inzwischen verpufft. Wir würden uns sehr wünschen, das Chancenbudget flexibler einsetzen zu können.“

Foto: © Stephanie Brzoza

Stephanie Brzoza ist seit 2019 Schulleiterin an der Rosa-Parks-Schule in Herten. Zuvor war sie seit 2000 als Lehrerin und als didaktische Leitung an der Schule tätig.

Hinweis der Redaktion:

Die Verwendung des Chancen­budgets kann sich von Bundesland zu Bundesland und von Kommune zu Kommune unterscheiden. Zudem kann es auch Abweichungen von Schulform zu Schulform geben.

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