Die wichtigsten Ergebnisse des Teilhabeatlas
Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen in der Schule
Bei den Gesprächen mit den Kindern und Jugendlichen (siehe Infokasten zum Teilhabeatlas) waren die Mitbestimmungsmöglichkeiten in ihren Schulen und den Schulen von Freundinnen und Freunden ein zentrales Thema. Nach der Auswertung der subjektiven Aussagen dominiert bei den Autorinnen und Autoren des Teilhabeatlas der Eindruck, dass die Schülerinnen und Schüler zwar eine Reihe guter Ideen zur Gestaltung des Schulhofs, der Toiletten, für Unterrichtsinhalte oder zum Thema Handynutzung haben, sie ihre konkreten Teilhabeoptionen aber eher negativ bewerten. Sie kritisieren, dass …
- sie als Jugendliche oft nicht gehört und ernst genommen werden.
- Erwachsene nicht so gerne wollen, dass junge Menschen sich einbringen.
- sie keinen offiziellen Beschwerdeweg wüssten, um ein Mitspracherecht einzufordern.
- sie viele Vorschläge machen, aber nichts passiert.
- es an Gymnasien oft bessere Beteiligungsmöglichkeiten gibt.
Einige Schülerinnen und Schüler berichteten aber auch von positiven Teilhabeerlebnissen in der Schule: etwa wenn sie das Ziel ihrer Studienfahrt bestimmen durften, das Schulgebäude mitgestalten konnten oder sich eine Lehrkraft oder die Schulleitung besonders dafür eingesetzt hat, dass Mitbestimmung ermöglicht wurde. Zum Beispiel beim Aufbau eines Schülerparlaments oder der Themenwahl für Projektwochen.
Von der Art und Weise, wie Demokratie und politische Bildung im Unterricht vermittelt werden, fühlen sich die Befragten teilweise nicht richtig abgeholt. Welt- und Deutschlandpolitik ist ihnen zu weit weg. Sie vermissen einen Bezug zu ihrer persönlichen Lebenswelt. Das wünschen sich die Schülerinnen und Schüler im Politikunterricht:
- Politik behandeln, die einen direkt umgibt und betrifft.
- etwas über Kommunalpolitik lernen.
- mehr über die aktuelle Lage und Themen in Deutschland erfahren.
Teilhabe: Wo ist Luft nach oben?
Für die Schulen
Für die Erwachsenen
Kinder und Jugendliche sind in ihrer gesellschaftlichen Teilhabe von Erwachsenen abhängig. Es ist daher die Verantwortung von Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Politikerinnen und Politikern, jungen Menschen zuzuhören, wenn es darum geht, was sie sich in der Schule und darum herum wünschen und was sie gerne verändern wollen. Wer als Kind und Jugendlicher die Erfahrung gemacht hat, ernst genommen zu werden und mitmachen zu dürfen, wird auch als erwachsener Mensch Mut zum Gestalten haben.
Für die Politik

Mitgestalten, mitentscheiden: Die Schule sollte ein Ort sein, an dem junge Menschen die Erfahrung machen, ernst genommen zu werden. Foto:
© Wübben Stiftung Bildung/Lukas Schulze

Teilhabe muss ermöglicht, aber auch durch Erwachsene angeleitet werden – durch mehr Demokratiebildung, aber auch durch passende Beteiligungsformate. Foto:
© Wübben Stiftung Bildung/Alexander Scheuber

Was ist der Teilhabeatlas?
Für den Teilhabeatlas wurden die 400 deutschen Kreise und kreisfreien Städte zu acht Clustern zusammengefasst, die sich anhand der strukturellen Rahmenbedingungen für Teilhabe von Kindern und Jugendlichen unterscheiden.
Dimensionen und Indikatoren, die berücksichtigt wurden:
- Wirtschaft (Kinderarmut, Ausbildungsplatzangebot, Jugendarbeitslosigkeit)
- Bildung (Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Schulabschluss, Betreuungsquote von Vorschulkindern)
- Demografie (Lebenserwartung, Anteil junger Menschen in der Bevölkerung)
- Infrastruktur (Erreichbarkeit von Bushaltestellen, Schulen und Kinderarztpraxen, Breitbandversorgung)
Teilhabe lässt sich aber nicht nur aus statistischen Daten ableiten. Ebenso wichtig ist, wie die Kinder und Jugendlichen Teilhabeoptionen und Hindernisse selbst einschätzen. Ein Team aus Forscherinnen und Forschern des Berlin-Instituts, der Wüstenrot Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung befragte daher exemplarisch Kinder und Jugendliche aus acht Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland und erforschte mit ihnen gemeinsam ihr Umfeld. Die Interviewten waren Vertreterinnen und Vertreter von Jugendparlamenten und -beiräten sowie Besucherinnen und Besucher von Jugendtreffs. Gespräche mit Lehrkräften, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Jugendämtern rundeten das Bild ab.
Hier geht es zu den Zahlen:
Wie sehen die Teilhabechancen in Ihrem Wohnort aus? Auf teilhabeatlas.org können Sie mithilfe eines interaktiven Datenexplorers in die regionalen Details eintauchen.