„Ob Shoch4, Generation K oder Schule der Zukunft: Mit Schulentwicklungsprojekten und den damit verbundenen Maßnahmen haben wir bereits viele Erfahrungen sammeln können. Das Besondere am Startchancen-Programm ist unter anderem der Fokus auf die Basiskompetenzen der Kinder. Um diese zu stärken, muss sich jedoch der Unterricht verändern. Mehr noch: Wir brauchen eine Reform des Unterrichts. Hierfür sind Fortbildungen für das Kollegium notwendig, eine Strategie für den sinnvollen Einsatz von Diagnostik und eine Vorstellung davon, was wir mit den Ergebnissen und Daten in aller Konsequenz machen. Ich denke, dafür wären Studientage und Hospitationen an anderen Schulen sehr hilfreich.
Das Startchancen-Programm erweist sich hoffentlich auch bei dem so wichtigen Thema multiprofessionelle Teams als Stütze: Die Realschulen in Koblenz haben sich zusammengeschlossen, gemeinsam wollen wir ein multiprofessionelles Team aufbauen, das zwischen den Schulen rotiert. Dafür benötigen wir noch Unterstützung.
Die Halbierung der Zahl der Kinder, die die Mindeststandards nicht erreichen, binnen zehn Jahren – das ist das messbare Ziel des Startchancen-Programms. Das wird nur mit großen Kraftanstrengungen gelingen. Ich sehe hier neben der Unterrichtsentwicklung folgende drei Szenarien und Kernaufgaben:
1. Schulen werden vom Lern- zum Lebensort:
Die Startchancen-Schulen sind in zehn Jahren fester Bestandteil des jeweiligen Stadtteils. Es gibt Kooperationen mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort, und die Schulen sind zentrale Anlaufstelle für die Eltern, unterstützen bei Behördengängen oder holen die richtigen Akteurinnen und Akteure an die Schule. Die Schulen agieren als kleine Stadtteilbüros.
2. Schulbau:
Mit der Säule 1 (Investitionen in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung) des Startchancen-Programms und unabhängig davon sollten klassische, abgeschottete Klassenräume der Vergangenheit angehören. Wir müssen sie hin zu flexiblen Räumen und Flächen für unterschiedliche Lernarrangements und Lernangebote entwickeln.
3. Lehrkräfteausbildung:
In der Ausbildung muss es eine engere Verzahnung mit den Schulen geben, insbesondere mit Schulen im Brennpunkt, denn dort ist der Bedarf an Lehrkräften am größten. Es sollten Anreize geschaffen werden, sodass Referendarinnen und Referendare freiwillig und gerne an diese Schulen gehen.“

Nicole Staehle arbeitet seit 1999 an der Goethe-Realschule plus Koblenz, seit 2023 ist sie dort Rektorin.
Umfrage „Schule im Brennpunkt 2025“
Mit welchen Herausforderungen haben Schulen, die in sozialen Brennpunkten liegen, zu kämpfen, und was ist das Spezifische an ihnen? Antworten darauf liefert die Befragung „Schule im Brennpunkt 2025“, die das Ziel hat, die Situation an Schulen im Brennpunkt systematisch sowie länder- und schulstufenübergreifend zu erfassen. Die Ergebnisse basieren auf den Einschätzungen von insgesamt 226 Schulleitungen aus Grundschulen und weiterführenden Schulen in vier deutschen Bundesländern. Durchgeführt wurde die Befragung vom impaktlab, der wissenschaftlichen Einheit der Wübben Stiftung Bildung.
In der Serie „Schule im Brennpunkt 2025” geben fünf Schulleitungen ihre Einschätzungen zu den folgenden zentralen Bereichen der Umfrage: Lernvoraussetzungen, Arbeitsbelastung, Lehrpläne und Lehrwerke, Elternarbeit und Startchancen-Programm.
Zu den Beiträgen der Serie „Schule im Brennpunkt 2025“:
Umfrage
„Schule im Brennpunkt 2025“: Wo die Herausforderungen am größten sind
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“
„Wir brauchen eine Reform des Unterrichts“
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“
„Starke Beziehungsarbeit ist zentral für Lernerfolge“
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“
„Viel zu weit weg von der Lebenswelt der Mädchen und Jungen“
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“
„Auch Klassenleitungen an Grundschulen brauchen Entlastungsstunden“
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“