Serie „Schule im Brennpunkt 2025“

„Wir brauchen eine Reform des Unterrichts“

Das Startchancen-Programm verspricht deutliche Verbesserungen für Schulen im Brennpunkt. Dafür muss sich aber vieles ändern, sagt Schulleiterin Nicole Staehle.

„Ob Shoch4, Generation K oder Schule der Zukunft: Mit Schul­entwicklungsprojekten und den damit verbun­denen Maßnahmen haben wir bereits viele Erfahrungen sammeln können. Das Besondere am Startchancen-Programm ist unter anderem der Fokus auf die Basis­kompetenzen der Kinder. Um diese zu stärken, muss sich jedoch der Unterricht verändern. Mehr noch: Wir brauchen eine Reform des Unter­richts. Hierfür sind Fort­bildungen für das Kollegium notwendig, eine Strategie für den sinnvollen Einsatz von Diagnostik und eine Vorstellung davon, was wir mit den Ergebnissen und Daten in aller Konsequenz machen. Ich denke, dafür wären Studientage und Hospitationen an anderen Schulen sehr hilfreich.

Das Startchancen-Programm er­weist sich hoffentlich auch bei dem so wichtigen Thema multi­professionelle Teams als Stütze: Die Realschulen in Koblenz haben sich zusammengeschlossen, gemeinsam wollen wir ein multiprofessionelles Team aufbauen, das zwischen den Schulen rotiert. Dafür benötigen wir noch Unterstützung.

Die Halbierung der Zahl der Kinder, die die Mindest­standards nicht erreichen, binnen zehn Jahren – das ist das messbare Ziel des Start­chancen-Programms. Das wird nur mit großen Kraftanstrengungen gelingen. Ich sehe hier neben der Unterrichtsentwicklung folgende drei Szenarien und Kernaufgaben:

1. Schulen werden vom Lern- zum Lebensort:
Die Startchancen-Schulen sind in zehn Jahren fester Bestandteil des jeweiligen Stadtteils. Es gibt Ko­operationen mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort, und die Schulen sind zentrale Anlaufstelle für die Eltern, unterstützen bei Behörden­gängen oder holen die richtigen Akteurinnen und Akteure an die Schule. Die Schulen agieren als kleine Stadtteilbüros.

2. Schulbau:
Mit der Säule 1 (Investitionen in eine zeitgemäße und förderliche Lern­umgebung) des Startchancen-Programms und unabhängig davon sollten klassische, abgeschottete Klassenräume der Vergangenheit an­gehören. Wir müssen sie hin zu flexiblen Räumen und Flächen für unterschiedliche Lernarrangements und Lernangebote entwickeln.

3. Lehrkräfteausbildung:
In der Ausbildung muss es eine engere Verzahnung mit den Schulen geben, insbesondere mit Schulen im Brenn­punkt, denn dort ist der Bedarf an Lehrkräften am größten. Es sollten Anreize geschaffen werden, sodass Referendarinnen und Referendare freiwillig und gerne an diese Schulen gehen.“

Foto: © Nicole Staehle

Nicole Staehle arbeitet seit 1999 an der Goethe-Realschule plus Koblenz, seit 2023 ist sie dort Rektorin.

Umfrage „Schule im Brennpunkt 2025“

Mit welchen Herausforder­ungen haben Schulen, die in sozialen Brenn­punkten liegen, zu kämpfen, und was ist das Spezifische an ihnen? Antworten darauf liefert die Befragung „Schule im Brenn­punkt 2025“, die das Ziel hat, die Situation an Schulen im Brennpunkt sys­tematisch sowie länder- und schulstufe­nübergreifend zu erfassen. Die Ergebnisse basieren auf den Ein­schätzungen von insgesamt 226 Schulleitungen aus Grund­schulen und weiter­führenden Schulen in vier deutschen Bundesländern. Durchgeführt wurde die Befragung vom impaktlab, der wissenschaft­lichen Einheit der Wübben Stiftung Bildung.

In der Serie „Schule im Brenn­punkt 2025” geben fünf Schulleitungen ihre Ein­schätzungen zu den folgenden zentralen Bereichen der Umfrage: Lernvoraus­setzungen, Arbeitsbelastung, Lehrpläne und Lehrwerke,  Eltern­arbeit und Startchancen-Programm.

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