Familiengrundschulzentren

„Im Zentrum all unseres Handelns stehen die Kinder“

Andrea Feirer leitet das Familiengrundschul­zentrum der Pestalozzischule Glad­beck. Mit welchen täglichen Aufgaben ist sie dort betraut? Wir haben sie gefragt.

Frau Feirer, auf der Schulhomepage steht neben Ihrem Profilbild „Familienschulmanagerin“. Was kann man sich darunter vorstellen?

01

Andrea Feirer: Dieser Begriff ist tat­sächlich ein Allein­stellungsmerkmal in der Landschaft der Familien­grundschul­zentren, er ist nur in Gladbeck ge­bräuchlich. Er beschreibt genau meine Tätigkeit und das, was daran hängt: Ich manage Wissen, Events, Finanzen und Ressourcen. Letztendlich sind es typ­ische Leitungs­aufgaben. An anderen Standorten sind Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel FGZ-Leitungen. Meine Aufgaben sind zweigeteilt: die pädagogische Arbeit und die Ver­walt­ungs­tätigkeiten. Um Beispiele zu nennen: Mir ist es wichtig, zu wissen, wer meine Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sind, welche Bedarfe sie haben und welche Angebote wir ihnen als Schule entsprechend be­reitstellen könnten. Dafür führe ich viele Gespräche.

Ein großer Vorteil ist, dass ich im Stadt­teil wohne und viele Familien auch am Wochenende zufällig treffe. Aus diesen spontanen Begegnungen nehme ich sehr viel mit. Ich pflege und erweitere laufend unser Netzwerk an Partner­innen und Partnern, um möglichst pass­genaue Angebote für die Kinder und ihre Familien bereitstellen zu können. Und natürlich habe ich auch einiges zu tun auf kommunaler und auf Schul­ebene. Dazu gehört die Konzept- und Mitarbeit in unterschiedlichen Gremien wie etwa dem Qualitäts­zirkel „Familienschule“. Oder – auf Schul­ebene – diverse Jours fixes etwa mit der Schul­leitung oder den OGS-Teamleitungen.

„Mir ist es wichtig, zu wissen, wer meine Schülerinnen und Schüler und ihre Familien sind, welche Bedarfe sie haben und welche Angebote wir ihnen als Schule entsprechend bereitstellen könnten.“

Sie haben zuvor selbst viele Jahre den offenen Ganztag (OGS) an der Pestalozzischule geleitet. Was sind aus Ihrer Sicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den beiden Funktionen?

02

Feirer: Zunächst einmal sind dies zwei unterschiedliche Ver­ant­wort­lichkeiten. Als FGZ-Leitung bin ich die Schnitt­stelle zwischen Schulleitung und OGS-Leitung. Meine Hauptaufgaben sind die Netz­werk­arbeit und die Ko­ordinierung sowie die Bereitstellung von Angeboten für alle Familien unserer Schule, und das an beiden Stand­orten. Als OGS-Leitung stellte ich für einen unserer beiden Standorte die Betreuung der im Ganztag ange­meldeten Kinder nach Unterrichtsschluss sicher, dabei führte ich ein Team.

Gemeinsam haben die Leitungs­funktionen natürlich, dass im Zentrum all unseres Handelns die Kinder stehen. Es geht also in beiden Positionen darum, gemeinsam mit den Eltern das Best­mögliche für die Kinder zu er­reichen. Was die Unterschiede betrifft, so gibt es doch einige: Als Familien­schulmanagerin nimmt die päda­gogische Arbeit mit den Kindern weni­ger Raum ein, als es in meiner vor­herigen Position als OGS-Leitung der Fall war. Einfach, da es mehr um die Organisation, Koordinierung und Be­gleitung der Angebote geht als um deren eigen­ständige Durchführung. Das muss einem klar sein, und das muss man auch wollen. Ein Vorteil dabei: Ich bin flexibler innerhalb der Schule unterwegs. Ich gehe etwa spontan mit in den Unter­richt, setze mich zum Mittagessen dazu, besuche die Kinder im Ganztag. Ich kann anlasslose Ge­spräche führen, Stimmungen einfangen und mitbe­kommen, was gerade los ist bei den Kindern. Als Familien­schul­managerin kann ich außerdem die Eltern­arbeit positiver gestalten. Ich muss Mütter und Väter nicht um ein Konfliktgespräch bitten, sie auf Un­ange­nehmes ansprechen oder ihnen mitteilen, dass ich bei einem Angebot leider keinen Platz für ihr Kind habe. Ich kann einfach auf sie zugehen und un­gezwungen Gespräche mit ihnen führen.

Das Familiengrundschulzentrum an zwei Standorten zu leiten, die sich ziemlich voneinander unterscheiden, ist zudem ein viel größerer Verantwort­ungs­bereich. Das fühlt sich im Alltag aber nicht so an, weil ich bisher keine Personal­verantwortung habe. So muss ich morgens nicht spontan umplanen, weil Mitarbeitende krank sind und ersetzt werden müssen.

Wenn sich eine Schule zum Familien­grundschulzentrum entwickelt, ändert sich auch das Miteinander im Kolleg­ium. Was bedeutet das für die Arbeit im multiprofessionellen Team?

03

Feirer: Das ist eine der großen Heraus­forderungen auf dem Weg zum FGZ. Da sind auch wir immer noch dran. Es ist ein Entwicklungsprozess hin zu einer gemeinsamen Haltung, die vieler kleiner Schritte bedarf. Es gilt, be­stehende Strukturen aufzubrechen, die eigene Per­spektive zu wechseln und immer zu versuchen, jede und jeden wert­schätzend mitzunehmen – mit all ihren und seinen Bedenken. Dabei bin ich im engen Austausch mit der Schulleitung. Im Laufe des letzten Jahres habe ich unserem multiprofessionellen Team zum Beispiel Work­shops zum Thema FGZ angeboten. Dabei sind sehr viele gute Ideen entstanden, von denen wir schon einige, etwa ein regelmäßiges Mädchen-Café, umsetzen konnten. Wir bleiben in jede Richtung miteinander im Gespräch, um unser Familiengrund­schulzentrum als Knotenpunkt im Stadtteil zu etablieren.

Foto: © Andrea Feirer

Andrea Feirer ist seit 2006 an der Pestalozzischule Gladbeck, die zwei Standorte hat (Brahms­straße 22 und Woorth­­­straße 9). Zwischen 2006 und 2021 hat sie den OGS-Bereich des Standortes an der Woorthstraße geleitet. Seit 2021 ist sie für das Familiengrundschul­zentrum der Schule zuständig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


… im Postfach

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter mit den besten Geschichten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Bitte beachte unsere Netiquette.

Auf SchuB möchten wir den fachlichen Austausch der Schulen im Brennpunkt untereinander fördern. Daher freuen wir uns sehr über Eure Meinung zu unseren Beiträgen. Für einen respektvollen und konstruktiven Austausch bitten wir Euch folgende Regeln zu beachten:
Wir danken Euch für Eurer Verständnis und Eure Mitwirkung und wünschen Euch viel Freude beim Kommentieren.

Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
Wie sind Sie auf uns Aufmerksam geworden