Vor fast genau zehn Jahren wurde in Gelsenkirchen das erste Familiengrundschulzentrum (FGZ) im Rahmen eines Pilotvorhabens entwickelt. Heute gibt es knapp 160 FGZ in Nordrhein-Westfahlen. Zudem erproben Kommunen in den Ländern Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen das Konzept. Als FGZ öffnen sich Schulen für Eltern und den Stadtteil und entwickeln sich zu Orten der Begegnung, Beratung und Bildung für Kinder und ihre Familien. Sie bündeln verschiedene, insbesondere präventive Angebote an der Grundschule. Federführend dabei ist die Koordination des FGZ – eine zusätzliche Personalressource, die eng mit allen an Schule tätigen Personen und weiteren Kooperationspartnern zusammenarbeitet, um Berührungsängste abzubauen und die Eltern in ihrer Rolle als Bildungsbegleiterinnen und -begleiter ihrer Kinder zu stärken. Das gemeinsame Ziel ist, die Bildungschancen der Kinder verbessert werden.
Inzwischen haben viele Kommunen in NRW mehrjährige Erfahrung mit dem Konzept der FGZ gesammelt – die Schulen selbst haben Entwicklungsprozesse angestoßen. Die Wübben Stiftung Bildung, die gemeinsam mit der Auridis Stiftung die Initiative Familiengrundschulzentren NRW trägt, ist in einer aktuellen Befragung der FGZ-Koordinierungen in NRW den folgenden Fragen nachgegangen: Wie sieht die Angebotsstruktur und Arbeitsorganisation aus? Wie werden die Angebote angenommen? Wie werden die Wirkungen von FGZ eingeschätzt? Es folgen die zehn zentralen Ergebnisse der Befragung.
Neben Elterncafés, die von fast allen befragten FGZ angeboten werden (97 Prozent), bieten mehr als die Hälfte der FGZ regelmäßige Sprechstunden, Angebote zu Erziehungsfragen, Feste, handwerkliche Angebote, Spielnachmittage, Sportangebote, künstlerische Angebote und Sprachkurse an. Die meisten Angebote richten sich sowohl an Eltern allein als auch an Eltern zusammen mit ihren Kindern.
Nach Einschätzung der FGZ-Koordinierungen nutzen durchschnittlich 22,3 Prozent der Familien der Schule regelmäßig die Angebote des FGZ, wobei durchschnittlich sogar 42,8 Prozent der Familien bereits mindestens einmal ein Angebot des FGZ genutzt haben. Die meisten Teilnehmenden werden über Feste und Märkte sowie Elterncafés erreicht.
Die Angebote der FGZ sind in hohem Maße niedrigschwellig gestaltet. So bieten 87,7 Prozent der FGZ ausschließlich kostenlose Angebote an. Mehr als die Hälfte der FGZ bietet überwiegend Angebote an, für die keine Anmeldung erforderlich ist, sowie Angebote, die in den Randzeiten stattfinden. Knapp die Hälfte der FGZ führt Angebote mit gleichzeitiger Kinderbetreuung durch.
Über 93,7 Prozent der befragten FGZ kooperieren mit Kitas und/oder Kita-Familienzentren. Über 70 Prozent nennen Kooperationen mit Einrichtungen der Jugendhilfe sowie mit Kommunalen Integrationszentren. Insgesamt sehen über 90 Prozent der befragten FGZ-Koordinierungen positive Auswirkungen des FGZ auf die Initiierung und Intensivierung von Kooperationen der Schule sowie auf die Wahrnehmung der Schule im Sozialraum.
Rund drei Viertel der Befragten geben an, dass die Mitarbeitenden des Ganztags und der Schulsozialarbeit aktiv in die Angebote des FGZ eingebunden sind. Bei den Lehrkräften sind es rund 50 Prozent. Die Zusammenarbeit in der Schule – sowohl mit den Mitarbeitenden des Ganztags und der Schulsozialarbeit als auch mit der Schulleitung und den Lehrkräften – wird von mehr als drei Vierteln der FGZ-Koordinierungen positiv bewertet.
86,3 Prozent der FGZ-Koordinierungen sehen positive Effekte des FGZ auf eine gelingende Erziehungs- und Bildungspartnerschaft, und 96,3 Prozent nehmen eine verbesserte Vernetzung der Schule im Sozialraum durch das FGZ wahr. Auch in Bezug auf die Kompetenzen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Eltern sehen die FGZ-Koordinierungen mehrheitlich positive Auswirkungen des FGZ.
Positive Auswirkungen des FGZ auf Aspekte der Unterstützung von Bildungsprozessen werden geringer eingeschätzt: Etwas mehr als 60 Prozent sehen einen positiven Einfluss des FGZ auf die Einstellung der Eltern zur Bedeutung schulischer Bildung. Etwa die Hälfte sieht positive Auswirkungen auf die Eltern hinsichtlich des Verständnisses für Schulregeln, der niedrigschwelligen Lernunterstützung und der aktiven Hilfe der Kinder im Schulalltag.
Knapp die Hälfte der FGZ-Koordinierungen nennt konkrete Angebote, wie zum Beispiel den großen Zulauf bei Festen oder die Etablierung von Müttergruppen, als größte Erfolgsgeschichte des FGZ. Ebenfalls knapp die Hälfte der FGZ-Koordinierungen stellt den intensiven Vertrauensaufbau zu vielen Eltern der Schule als besonders gelungen heraus.
Beschreibung der Stichprobe
Bei der Befragung des impaktlab der Wübben Stiftung Bildung handelt es sich um eine Umfrage unter Koordinierungen von FGZ in NRW. Dabei wurde eine möglichst umfassende Stichprobe unabhängig von Finanzierungsart und Trägerschaft angestrebt. Die Befragung wurde im Januar 2024 online durchgeführt. Die hier dargestellten Ergebnisse basieren auf den Einschätzungen von insgesamt 80 FGZ-Koordinierungen, was etwa zwei Drittel aller besetzten Stellen in NRW entspricht. 88,2 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihr FGZ in einem sozialen Brennpunkt befindet. Die Koordinierungen sind an FGZ tätig, die im Durchschnitt seit zwei Jahren und zehn Monaten bestehen (Minimum = 0, Maximum = 9,5).
Die vollständige Befragung finden Sie hier.
Eine Antwort
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