Umfrage

Herausforderungen – und wie Schulen sie meistern können

Eine Befragung vom impaktlab zeigt, vor welchen großen Aufgaben Schulen im Brennpunkt stehen. Die wichtigsten Ergebnisse – und Empfehlungen – im Überblick.

Was macht eine Schule im Brennpunkt aus? Worin bestehen die Herausforderungen im Schulalltag? Wie können diese Schulen die Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler am besten unterstützen und so einen Beitrag zu gerechteren Bildungschancen leisten? Diesen Fragen ist das impaktlab – die wissenschaftliche Einheit der Wübben Stiftung Bildung in der länder- und schulstufenübergreifenden Befragung „Schule im Brennpunkt 2023“ nachgegangen. Teilgenommen haben 149 Schulleitungen von Grundschulen und weiterführenden Schulen aus vier deutschen Bundesländern. Ergänzend hat die Wübben Stiftung Bildung acht Schulleiterinnen und Schulleiter gebeten, Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, wie Schulen im Brennpunkt besser unterstützt werden können. Wir fassen die zentralen Ergebnisse der Befragung sowie ausgewählte Ideen der Schulleitungen zur Verbesserung der Situation zusammen.

Häufung ungünstiger Lernvoraussetzungen

An den befragten Schulen haben durchschnittlich 17,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler vor ihrer Einschulung keine Kindertagesstätte besucht. Im bundesweiten Vergleich sind es acht Prozent. Insgesamt attestierten die Schulleitungen den Kindern bei Schuleintritt einen hohen Unterstützungsbedarf, der im Bereich der Sprachkompetenzen am größten ist. Im Durchschnitt überschreitet an den befragten Grundschulen mehr als jedes fünfte Kind die Regelzeit.

Empfehlung: Kinder sollten aus Sicht der Schulleitungen beispielsweise eine möglichst frühe Förderung erhalten, um die Eingangsvoraussetzungen bei Schuleintritt zu verbessern. Das kann etwa in Form eines Screenings im Elementarbereich und mithilfe einer anschließenden verpflichtenden Förderung erfolgen, die sicherstellt, dass die Kinder über ausreichende Kompetenzen verfügen.

Den befragten Schulleitungen zufolge beeinträchtigt die mangelnde elterliche Unterstützung das Lernen der Schülerinnen und Schüler stark. Auch erschweren häufige Störungen und die kognitive Abwesenheit der Kinder das Lernen im Unterricht.

Empfehlung: Für die bedarfsorientierte Begleitung der Schülerinnen und Schüler ist es laut den Schulleitungen nötig, dass mehr Raum und Zeit bereitgestellt werden. Konkret sollen sich Lehrkräfte – mit dem höchstmöglichen Bezug zur Lebenswelt der Kinder – darauf konzentrieren, die Schülerinnen und Schüler gemäß ihrer Bedarfe individuell und intensiv zu fördern.

Eine überwältigende Mehrheit der Befragten gibt an, dass sowohl die Lehrpläne (etwa 80 Prozent) als auch die gängigen Lehrwerke (etwa 70 Prozent) nicht zum Lern- und Entwicklungsstand ihrer Schülerinnen und Schüler passen.

Empfehlung: Die Schulleitungen raten unter anderem zu mehr Flexibilität bei der Umsetzung der Curricula, die an die Möglichkeiten und Bedarfe der Kinder angepasst werden sollten. Es braucht eine stärkere Konzentration auf die Vermittlung der Basiskompetenzen und gleichzeitig einen dafür notwendigen höheren Praxisbezug.

Sprachbarrieren sind aus Sicht der Schulleitungen die mit Abstand größte Barriere in der Zusammenarbeit mit Eltern. Im Durchschnitt besteht zu etwa 15 Prozent der Eltern überhaupt kein Kontakt.

Empfehlung: Die Schulleitungen plädieren etwa dafür, einen stärkeren Fokus auf die Gewinnung von Eltern als Bildungs- und Erziehungspartnerinnen und -partner zu legen. Die Kollegien benötigen dafür umfangreiche Unterstützung durch die Sozialarbeit, um Kontakt zu den Eltern aufzubauen und eine Schnittstelle zur Jugendhilfe beziehungsweise offenen Jugendarbeit anbieten zu können. Das Konzept der Familiengrundschulzentren ist hierfür ein gelungenes Beispiel.

Mehr als 70 Prozent der Schulleitungen beurteilen die räumlichen und personellen Ressourcen an ihren Schulen als schlecht. An den befragten Schulen hat durchschnittlich knapp jede fünfte Lehrkraft kein grundständiges Lehramtsstudium absolviert – ein deutlich höherer Anteil als im Bundesdurchschnitt.

Empfehlung: Die Schulleitungen fordern an dieser Stelle beispielsweise eine sozialindexbezogene und faire Personalzuweisung. Damit kann sichergestellt werden, dass an Schulen, an denen die Schülerinnen und Schüler den größten Unterstützungsbedarf haben, auch das meiste Personal beschäftigt ist.

Die Belastung von Lehrkräften wird insgesamt als zu hoch wahrgenommen. Dies kann unter anderem daran liegen, dass nach Einschätzung der Befragten durchschnittlich etwa ein Drittel der Arbeitszeit der Lehrkräfte auf nicht-unterrichtsbezogene Tätigkeiten zurückgeht. Dazu gehören etwa der zeitintensive Kontakt mit Eltern und der Umgang mit Konfliktsituationen.

Empfehlung: Ein realitätsadäquates Arbeitszeitmodell für Lehrkräfte zum Beispiel wäre aus Sicht der Schulleitungen dringend geboten. Dieses bildet nicht nur ihre vielen spezifischen Aufgaben an den Schulen sowie die Unterrichtsverpflichtungen und Korrekturarbeiten ab, sondern berücksichtigt auch den hohen Kommunikationsbedarf im multiprofessionellen Team und in der Beratungsarbeit.

Trotz vieler Herausforderungen ist es zahlreichen Schulleitungen zufolge in den letzten Jahren gelungen, die Schul- und Personalentwicklung voranzutreiben. An vielen Schulen ist die Schulgemeinschaft zusammengewachsen und die Digitalisierung vorangeschritten. Positive Impulse haben zudem zusätzliche Finanzmittel gegeben.

Weitere Informationen zu der Umfrage und den Empfehlungen finden Sie hier:

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