Wie ist die derzeitige Situation an Schulen im Brennpunkt? Welche Herausforderungen gibt es im Alltag? Welche Fördermaßnahmen setzen die Schulen bereits um? Und wie blicken sie aktuell auf das ? Diesen Fragen ist das impaktlab – die wissenschaftliche Einheit der Wübben Stiftung Bildung – in der länder- und schulstufenübergreifenden Befragung nachgegangen. Eine solche Umfrage hat es bereits 2023 gegeben.
An der aktuellen Befragung haben 226 Schulleitungen von Grundschulen, weiterführenden Schulen sowie beruflichen Schulen und Förderschulen aus vier deutschen Bundesländern teilgenommen. Dabei wurden jene Schulen in die Auswertung aufgenommen, in denen entweder mindestens 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler eine andere Herkunftssprache als Deutsch haben oder mindestens 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus Familien kommen, die Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch erhalten (z. B. Arbeitslosengeld). Nachfolgend die zentralen Ergebnisse der Befragung sowie Stimmen aus der Praxis zu ausgewählten Themenbereichen:
Häufung ungünstiger Lernvoraussetzungen
- An den befragten Schulen im Brennpunkt haben durchschnittlich 11,9 Prozent der Schülerinnen und Schüler vor ihrer Schulzeit keine Kindertagesstätte besucht. Im bundesweiten Vergleich sind es 9 Prozent.
- Insgesamt attestieren die Schulleitungen den Kindern bei Schuleintritt einen hohen Unterstützungsbedarf. Am größten ist dieser im Bereich der Sprachkompetenzen. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit amtlich festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf liegt bei durchschnittlich 8,9 Prozent. Im Bundesschnitt sind es 3,3 Prozent. Zusätzlich vermuten die Schulleitungen bei weiteren 13,3 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Förderbedarf, der bislang nicht diagnostiziert wurde.
- Im Durchschnitt hat knapp jedes dritte Kind an den befragten Schulen bereits traumatische Lebenserfahrungen – etwa Flucht oder (sexuelle) Gewalt – gemacht. Darüber hinaus leidet im Mittel ein Drittel der Schülerinnen und Schüler regelmäßig unter Schlafmangel. Knapp zwei Drittel der Kinder konsumieren übermäßig viel Medien.
- 20,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler bringen kein Frühstück mit zur Schule. Knapp 41 Prozent haben ein ungesundes Frühstück dabei.
- Durchschnittlich überschreitet an den befragten Schulen etwa jedes vierte Kind die Regelzeit an der Grundschule.
Stimmen aus der Praxis: Starke Beziehungsarbeit ist zentral für Lernerfolge
Hohe Arbeitsbelastung
Mehr als die Hälfte der Schulleitungen benennt als aktuell größte Herausforderung an ihrer Schule die Arbeitsbelastung und den Zeitmangel im Kollegium. Nach Einschätzung der Befragten geht durchschnittlich mehr als ein Drittel der Arbeitszeit der Lehrkräfte auf nicht-unterrichtsbezogene Tätigkeiten zurück. Dabei beanspruchen der intensive Kontakt mit Eltern sowie der Umgang mit Konfliktsituationen die meiste Zeit. Zudem bewerten knapp 60 Prozent der Schulleitungen die personellen Ressourcen an ihrer Schule als (eher) schlecht. Etwa 40 Prozent der Befragten geben an, freie Stellen nur mit einer Vertretungslehrkraft besetzen zu können. Circa 16 Prozent können die Stelle in der Regel gar nicht besetzen.
Stimmen aus der Praxis: „Mein Kollegium gibt alles, um die Kinder zu unterstützen”
Schlechte Passung der Lehrpläne und Lehrwerke
Mehr als 70 Prozent der Schulleitungen sind der Meinung, dass sich sowohl die Lehrpläne als auch die Lehrwerke nicht für ihre Schülerinnen und Schüler eignen. Dies betrifft das Schwierigkeitsniveau und den Umfang sowie die inhaltliche Ausrichtung.
Stimmen aus der Praxis: „Viel zu weit weg von der Lebensrealität der Mädchen und Jungen”
Vielfältige Förderung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler
Mangelnde elterliche Unterstützung
Fast alle Schulleitungen äußern, dass die allgemeinen Lernbedingungen an ihrer Schule – und im Speziellen auch die Förderung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler – durch die fehlende elterliche Unterstützung beim Lernen beeinträchtigt werden. Sprachbarrieren sind aus Sicht der Befragten die mit Abstand größte Hürde in der Zusammenarbeit mit Eltern. Im Durchschnitt besteht zu 14,6 Prozent der Eltern überhaupt kein Kontakt.
Stimmen aus der Praxis: „Auch Klassenleitungen an Grundschulen brauchen Entlastungsstunden”
Startchancen-Programm: Großer Bedarf, Optimismus für Ziele
Die Schulleitungen bescheinigen mehrheitlich einen Bedarf für Maßnahmen in den Bereichen, die im Startchancen-Programm anvisiert sind. Besonders viele sehen einen (eher) hohen Bedarf im Bereich der Schul- und Unterrichtsentwicklung, der individuellen Förderung und der Professionalisierung des Personals. Die Schulleitungen zeigen sich weitgehend optimistisch, die formulierten Ziele des Startchancen-Programms innerhalb der nächsten zehn Jahre erreichen zu können.
Stimmen aus der Praxis: „Wir brauchen eine Reform des Unterrichts”
Positive Entwicklungen: Schulentwicklung, Schulklima und Digitalisierung
Trotz vieler Herausforderungen gibt es laut den Schulleitungen auch vielfältige positive Entwicklungen in den letzten Jahren. Dazu zählen vor allem die angestoßene Schulentwicklung, der Zusammenhalt der Schulgemeinschaft und das positive Schulklima sowie die Weiterentwicklungen ihrer Schule mit Blick auf die Digitalisierung.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Zu den Beiträgen der Serie „Schule im Brennpunkt 2025“:
Umfrage
„Schule im Brennpunkt 2025“: Wo die Herausforderungen am größten sind
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“
„Wir brauchen eine Reform des Unterrichts“
Serie „Schule im Brennpunkt 2025“
„Starke Beziehungsarbeit ist zentral für Lernerfolge“
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„Viel zu weit weg von der Lebenswelt der Mädchen und Jungen“
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„Auch Klassenleitungen an Grundschulen brauchen Entlastungsstunden“
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